top of page
Suche
  • Autorenbildsonja koppitz

Mich berührt, wenn ich andere berühre

Lesung im Johanniter-Krankenhaus Treuenbrietzen.

 

Lesung von Sonja Koppitz im Garten der psychiatrischen Tagesklinik Treuenbrietzen
Foto: Ina Tessnow

Ich wurde von Dr. Eike Ahlers, Chefarzt der Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Johanniter-Krankenhauses Treuenbrietzen, eingeladen im Garten der Tagesklinik aus meinem Buch "Spinnst du? Warum psychische Erkrankungen ganz normal sind" zu lesen.


Dr. Ahlers habe ich bereits 2019 kennengelernt. Damals arbeitete er noch im Benjamin Franklin Klinikum in Berlin-Steglitz, wo ich für meinen Podcast "Spinnst du?" recherchierte. Als ein junger Mann, dessen Vater drohte sich umzubringen, in die Notaufnahme kam, durfte ich mit Aufnahmegerät dabei sein.


Dies war in vielerlei Hinsicht eine Ausnahmesituation, wie Dr. Ahlers in seinen einleitenden Worten zur Lesung zugab, denn er war damals mindestens genauso aufgeregt wie ich. Dennoch konnte er den jungen Patienten durch ein einfühlsames Gespräch etwas erleichtern.

Aus dem Podcast ist dann später mein Buch entstanden. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass ich für eine Lesung ins Johanniter-Krankenhaus nach Treuenbrietzen kommen durfte, dessen psychiatrische Klinik Herr Dr. Ahlers inzwischen leitet. Die Veranstaltungsreihe der Fachklinik läuft unter dem Motto „Alles gut!?“ Die Überschrift mit dem Fragezeichen passt sehr gut. Denn natürlich ist nicht alles gut, wenn Menschen mit psychischen Erkrankungen in Deutschland wochen- oder sogar monatelang auf einen Therapie- oder Klinikplatz warten müssen oder wenn Betroffene immer noch stigmatisiert werden.


Autorin Sonja Koppitz im Publikums-Gespräch  über ihr Buch "Spinnst du? Warum psychische Erkrankungen ganz normal sind" bei einer Lesung im Johanniter-Krankenhaus Treuenbrietzen
Foto: Britta Nothnagel

Aus den geplanten 60 Minuten Lesung sind schließlich knapp zwei Stunden geworden, denn ich tausche mich immer wieder gerne mit anderen Betroffenen, deren Angehörigen oder Behandelnden aus, stelle und beantworte Fragen. Das hilft auch mir persönlich, weil ich immer wieder merke - ich bin nicht allein mit dem Thema. Und: meine Offenheit ermutigt auch andere, ihre Erfahrungen und damit auch die Last zu teilen. Es berührt mich, wenn ich mit meiner Arbeit andere berühre und sich Menschen zu Wort melden, die sich sonst nicht trauen.

Beim anschließenden Signieren war Zeit für viele weitere Gespräche, z. B. mit einem Herren, der sagt, mein Buch sei das erste in seinem Leben, das er sich kauft, sonst gehe er immer an Bücherzellen. Oder mit der Dame, die statt zur Zeugnisfeier ihres Kindes erstmal zur Lesung gekommen ist. Oder die Frau, die erst wenige Tage zuvor eine langjährige Freundin mit einer psychischen Erkrankung durch einen Badeunfall verloren hat. Lange überlegt sie, welche Widmung ich ihr ins Buch schreiben soll und entscheidet sich schließlich für die Worte „In Erinnerung an …“.


Vielen Dank an alle, die diese Lesung zu etwas ganz Besonderem gemacht haben! Zum Schluss noch ein kleiner atmosphärischer Eindruck in Videoform:




bottom of page